Autor: Marianne König

Neophyten – gemeinsam geht’s besser…

Neophyten – gemeinsam geht’s besser…

Angesichts grosser Bestände von invasiven Neophyten kann uns schon die Zuversicht verlassen, etwas dagegen ausrichten zu können. Die Lösung ist das Jäten in der Gruppe…


Zwei Mitgliedern des Forum Jegenstorf war auf einem Spaziergang im Neuholz und Büelewald eine grosse Ansammlung von Berufkraut entlang eines Weges aufgefallen. Da das Gebiet auf Fraubrunner Boden liegt (die Verbreitung der Neophyten macht allerdings nicht an den Gemeindegrenzen Halt…), fragten wir bei unserem letztes Jahr gegründeten «Schwesterverein» Naturnetz Fraubrunnen an, ob sie der Neophytengruppe des Forum Jegenstorf bei einer Jätaktion helfen würden.

Nach Rücksprache mit der Gemeinde Fraubrunnen und mit dem zuständigen Förster des Staatsforstbetriebs (das betroffene Gebiet befindet sich im Staatswald) legte an einem Samstagvormittag eine vereinsgemischte Gruppe von 15 Frauen, Männern und Kindern los. Es war heiss an diesem kaum beschatteten Waldweg (ideale Bedingungen für das Wachstum des Berufkrauts…), aber die Jäter:innen liessen sich davon nicht abhalten und arbeiteten sich Meter für Meter vor, bis von der weissen «Pracht» nichts mehr zu sehen war. Über ein Dutzend 60-Liter-Abfallsäcke waren am Schluss damit gefüllt. Stehen geblieben sind noch Felder von Goldruten und Drüsigem Springkraut. Spätestens wenn diese Neophyten blühen, sollten auch sie beseitigt werden. Die «Fraubrunner» werden sie im Auge behalten.

Das gemeinsame Jäten und ein feines Znüni boten Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen, Neophyten-Fachsimpeln und Austauschen über dies und das. Neben dem schnellen und erfolgsgekrönten Vorwärtskommen bei der Arbeit ist dies immer wieder ein wichtiger Teil unserer Aktivitäten.

Fotos: Marianne König, Tsering Habich, Loredana Torchetti

Neue Neophytengruppe – Startschuss!

Neue Neophytengruppe – Startschuss!

Bisher hatte sich das Forum Jegenstorf im Rahmen der regelmässigen Clean-up-Samstage auch um die Beseitigung von invasiven Neophyten gekümmert. Seit diesem Jahr besteht eine eigene Neophytengruppe, dank der die Jätaktionen systematischer und ausgedehnter erfolgen sollen.


Nach einer Weiterbildung bei Infoflora und Recherchen zur Bekämpfung von invasiven Neophyten in Nachbargemeinden, initiierte Loredana Torchetti die Neophytengruppe des Forum Jegenstorf.
Am Informationstreffen vom 15. Juni im Werkhof informierte sie kenntnisreich über die verschiedenen invasiven Neophyten und ihre schädigenden Auswirkungen auf die einheimische Flora und Fauna und damit auch auf die Landwirtschaft und uns Menschen.

Im Fokus standen das Einjährige Berufkraut und die Amerikanischen Goldruten, die bei uns am häufigsten anzutreffen sind. Loredana informierte über das fachgerechte Jäten und Entsorgen dieser Neophyten. Der Werkhof der Gemeinde stellt Abfallsäcke und Unkrautstecher zur Verfügung und sorgt für die Verbrennung der Säcke.

Zur Organisation und Koordination der Jätaktionen wurde eine eigene WhatsApp-Chatgruppe eingerichtet.


Bereits zwei Tag nach dem Infotreffen war das Jäten voll im Gang, nach drei Wochen und über siebzig Einsatzstunden waren bereits fast fünfzig 60-Liter-Säcke gesammelt…

Neue Freiwillige zum Mithelfen in der Neophytengruppe sind jederzeit gerne willkommen! Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich und alle Helfer:innen machen so mit, wie es für sie persönlich stimmt.

Vogelstimmen im Wald

Vogelstimmen im Wald

Vögel und Vogelstimmen kennenlernen: Das war das Thema der ornithologischen Exkursion im Bollwald am letzten Samstagmorgen im April.

Der Ornithologe Yves Thomet hatte die Führung absichtlich nicht zu früh am Morgen angesetzt, damit wir nicht gleich von zu vielen mit- und durcheinandersingenden Stimmen überwältigt und überfordert würden. So machten sich ein gutes Dutzend Vogelinteressierte mit Feldstechern ausgerüstet gegen 8 Uhr im ornithologischen Tempo (d. h. mit ca. 1 km/Std.) auf den Waldweg beim Vitaparcours.

Als erster war irgendwo aus dem frischen Buchenlaub ein Buchfink zu hören, unser häufigster Brutvogel. Wie er aussieht, zeigte uns Yves in seinem Vogelbuch, das auch bei anderen Beobachtungen zu Hilfe kam, wenn wir nur einen Gesang hörten, aber den Vogel dazu nicht sahen.

Mit zwitschernder Stimme meldete sich dann bald auch ein Zaunkönig, einer unserer kleinsten, aber auch lautesten Vögel: Wenn der Pingpong-Ball-grosse Vogel Menschenmass annehmen würde, wäre seine Stimme bis zum Nordkap hörbar…

Den kleinsten hiesigen Vogel bekamen wir in einer Tanne aufgeregt von Zweig zu Zweig turnend und pickend zu Gesicht: ein Wintergoldhähnchen. Vor allem die Weibchen müssen viel Nahrung zu sich nehmen, denn ihre Eier können bis 1½-mal ihres Eigengewichts wiegen. Die Stimme der Goldhähnchen ist sehr fein – sie kann als Hörtest für uns Menschen dienen.

Das Rotkehlchen ist mit seiner flötenden Stimme auch am Abend und im Winter zu hören. Allerdings sind es Vögel aus nördlichen Gegenden, die bei uns überwintern, während diejenigen, die im Sommer bei uns nisten, im Winter in den Süden ziehen. Ihre Reviere markieren sie aber mit ihrem schönen Gesang allemal.

Zu jedem Vogel konnte uns Yves so Wissenswertes und Eindrückliches berichten. Zur Sprache kamen immer auch die natürlichen Zusammenhänge. Wenn z. B. ein Schwarzspecht seine Nisthöhle in einem alten Baum nicht mehr braucht, wird sie von Eichhörnchen, Fledermäusen, Baummarder, Siebenschläfer oder Insekten benutzt, die selber keine Höhlen bauen können. Sie alle sind darauf angewiesen, dass solche Habitatbäume stehen gelassen werden.

Auch andere Vögel, wie Stare oder Kleiber nisten in Spechthöhlen, wobei die Kleiber das Einflugloch mit Lehm verkleben, um es genau auf ihre Körpergrösse anzupassen. Dank dem Fernrohr von Yves konnten wir eine solche Kleibernisthöhle «von Nahem» und den Bewohner nach etwas Geduld dann auch darin verschwinden sehen. Wir lernten auch, dass Kleiber an Bäumen rauf und kopfüber runter klettern können, im Unterschied zum Gartenbaumläufer, der spiralförmig nur aufwärts klettert und dann nach unten fliegt, um wieder hoch zu klettern.

Andere Dimensionen als das Kleibernest hatte dasjenige, das ein Rotmilan-Paar aus groben Zweigen hoch oben auf einer Buche gebaut hatte. Eine Krähe interessierte sich ebenfalls für dieses gemachte Bett, wurde aber immer wieder vom Rotmilan verfolgt und verjagt, ein spannendes Schauspiel.

Rotmilan, Mäusebussard, Ringeltaube, Schwarzspecht, Grünspecht, Buntspecht, Zaunkönig, Heckenbraunelle, Rotkehlchen, Singdrossel, Amsel, Mönchsgrasmücke, Zilpzalp, Wintergoldhähnchen, Sommergoldhähnchen, Kohlmeise, Tannenmeise, Blaumeise, Kleiber, Gartenbaumläufer, Rabenkrähe, Star, Buchfink, Stieglitz (Distelfink):
Diese 24 Vogelarten waren auf unserer Exkursion zu beobachten. Wahrscheinlich haben nicht alle Teilnehmenden alle diese Stimmen gehört und auseinanderhalten können. Es bräuchte dazu das langjährig geübte ornithologische Ohr und Auge. Eindrücklich und bereichernd war diese Beobachtungstour aber auf alle Fälle.

PS: Auf bird-song.ch von BirdLife und Naturkurse gibt es eine Fülle von kurzweiligen Übungsmöglichkeiten, um Vogelstimmen und Vögel zu entdecken und zu lernen.