Neue Hecken pflanzen ist das eine – sie regelmässig pflegen das andere…
Die Regenfälle im Mai 2021 taten nicht nur den in den zwei Jahren zuvor gepflanzten Sträuchern gut, sondern liessen auch das Gras dazwischen aufschiessen. Ende Mai war deshalb die erste Heckenpflege des Jahres angesagt. Acht Freiwillige, darunter ein Kind, machten sich am Pfingstsamstag daran, das Gras rund um die Sträucher niederzutreten, um ihnen so mehr Raum zum Wachsen zu geben. Mit dem Niedertreten wird das Gras besser am Wuchern gehindert als mit Mähen, welches das Wachstum sogar fördert.
Die Aktion tat nicht nur der Hecke gut, sondern auch dem Austausch unter den HelferInnen: Es war eine willkommene Gelegenheit, nach den Corona-Einschränkungen wieder einmal mit anderen Mitgliedern des Forum Jegenstorf zu plaudern.
Eine weitere Aktion im kleineren Rahmen war Anfang Juli angesagt. Dabei ging es auch darum, die sich verbreitenden Ackerkratzdisteln in der Hecke beim Schloss auszureissen.
Auch im Sommer 2020 hatte es bereits verschiedene «Trampeleinsätze» gegeben, wegen des heissen und trockenen Wetters war es dann aber vor allem darum gegangen, die jungen Sträucher beim Schlosswäldchen und am Jörgässli regelmässig zu giessen – das Wasser war ja nah, wenn auch nur mit etwas Akrobatik mit der Giesskanne aus dem Bach zu holen.
Das Forum Jegenstorf freut sich immer besonders, Kindern praktisches Wissen und Freude an unserer Umwelt und der Natur zu vermitteln. Diesmal war es eine ganze Schulklasse, die wir Mitte Mai in einem Waldeinsatz begleiteten.
Treffpunkt Parkplatz Vitaparcours: Zwanzig aufgestellte Kinder einer 2. Klasse und ihre zwei Lehrerinnen kamen uns mitsamt Handwagen mit Werkzeugen durch den Wald entgegen. Es war ihr dritter Tag einer ganzen Projektwoche unter dem Titel «Abenteuer Wald». Nach der Begrüssung erzählten die Kinder, was sie bereits vom Wald und vom Waldleben wussten. Wir schauten uns auch gleich vor Ort um, was es zu sehen gab: Bäume mit unterschiedlichen Rinden- und Blattarten, zwei Plakate zum Verhalten im Wald – «Bitte keinen Abfall liegenlassen» bzw. «Störung von Wildtieren vermeiden» –, die Aussicht auf den bewaldeten Urtenenberg und Bantiger gegenüber dem von Feldern geprägten Flachland.
Nach dieser kurzen Aufwärmphase ging es an die praktische Arbeit und zur Waldparzelle in der Silbere, wo Mitglieder des Forum Jegenstorf bereits mehrere Aufwertungseinsätze geleistet hatten.
Dort trug eine Gruppe Kinder Äste zu einem grossen Haufen zusammen, als Unterschlupf für Insekten, Amphibien, Reptilien, Vögel und Kleinsäuger.
Die anderen Kinder bauten einen kleinen Damm in einem Entwässerungsgraben. Damit soll das Wasser im Wald zurückgehalten und so ein wertvolles Feuchtgebiet geschaffen werden. Der Dammbau erwies sich als richtige «Schlamm- und Dreckschlacht»: Da es vorher tagelang stark geregnet hatte, führte das Bächlein viel Wasser, welches das Baumaterial immer wieder mit sich fortschwemmte. Voll Eifer und bis zum Schluss teilweise bis oben nass und dreckig schafften die Kinder es schliesslich trotzdem, das Wasser zu stauen.
Wer mehr zu den Aufwertungsarbeiten in der Silbere wissen möchte: Zu früheren Einsätzen gibt es mehrere Berichte auf diesr Website, darunter den Bericht zum Jahreszeitenprojekt einer früheren Schulklasse:
Bei einem Pflegeeinsatz Ende April 2021 wurden gleichzeitig verschiedene Anliegen erfüllt und verschiedene Organisationen einbezogen.
Etwas versteckt liegt in der Wohnsiedlung der Migros Pensionskasse am Rosenweg in Jegenstorf ein rund 2000 m2 grosses Trockenbiotop. Bereits seit 2016 organisiert das Forum Jegenstorf dort jährlich eine Schulung für Naturfachpersonen, die sich für die Leitung von Gruppeneinsätzen mit Zivildienstleistenden weiterbilden (vgl. den Bericht in Der Jegenstorfer 2/2017). Dieses Jahr waren es zwei Frauen und ein Mann, die im Rahmen ihres Praktikums beim Naturnetz einen Tag lang am Rosenweg arbeiteten, unterstützt von drei Mitgliedern des Forum Jegenstorf.
Naturnetz.ch Der Verein Naturnetz (www.naturnetz.ch, Schlieren ZH) setzt sich für die Natur ein – in der Natur-, Kultur- und Siedlungslandschaft. Es ist ein Dienstleistungsbetrieb, der ökologische Aufwertungen für verschiedene Auftraggeber (Kantone, Gemeinden, Private) durchführt, aber auch eigene gemeinnützige Arbeitseinsätze organisiert, die den Teilnehmenden ökologische Zusammenhänge aufzeigen. Für den regelmässigen Unterhalt von Naturschutzgebieten kommen Zivildienstleistendene zum Einsatz, wobei auch Praktikumsstellen für Naturfachleute angeboten werden, die sich für die Leitung von Naturschutzprojekten ausbilden.
Pflegearbeiten und Wissensvermittlung im Trockeniotop Beim diesjährigen Einsatz am Rosenweg ging es darum, Neophyten wie Berufkraut und Goldruten zu jäten und junge Gehölze zu entfernen, die von umliegenden Birken und Feldahornen abgesamt hatten. Zudem wurden Rosmarinblättrige Weidenröschen angesiedelt, eine rosa blühende Pflanze, die typischerweise auf kiesigen Flächen wächst. Beat Haller vom Forum Jegenstorf leitete die Arbeiten an, gab fachliche Informationen und zeigte den Teilnehmenden Elemente, die das Leben und die Vielfalt eines Biotops ausmachen: der offene sandig-kiesige Boden, ein Asthaufen mit Totholzstämmen, ein kahler Erdhügel, an dessen senkrecht abgeschnittener Seite bodenbrütende Wildbienen ihre Nisthöhlen angelegt haben, ein wunderschönes Geflecktes Knabenkraut aus der Familie der Orchideen.
(Fotos: Marianne König und Sue Siegenthaler)
Ein zertifiziertes Naturareal Auf einer Infotafel beim Biotop ist zu lesen: «Das Trockenbiotop ist ein Lebensraum für viele vom Aussterben bedrohte Insekten- und Vogelarten und stellt in dicht besiedelten und landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten ein ökologisch wertvolles Ausgleichselement im Siedlungsraum dar.»
Die 1995 gegründete Stiftung «Natur und Wirtschaft» zeichnet solche Naturareale mit einem Zertifikat aus und sorgt so für deren nachhaltiges Bestehen. Auch das Rosenwegareal hat dieses Zertifikat erhalten – die vom Forum Jegenstorf organisierten Pflege- und Aufwertungsarbeiten dienen also nicht nur der Schulung der Naturfachleute, sondern sind auch eine Voraussetzung für die (Re-)Zertifizierung der Wohnsiedlung. Den zukünftigen Leitungspersonen wurde aufgezeigt, wie das von der Stiftung «Natur und Wirtschaft» zertifizierte Areal unterhalten werden muss.
Das Zertifikat «Natur & Wirtschaft»– auch für Privatgärten Die Stiftung Natur und Wirtschaft (www.naturundwirtschaft.ch) wurde im Europäischen Naturschutzjahr 1995 vom Bundesamt für Umwelt BAFU, dem Fachverband der Schweizerischen Kies- und Betonindustrie (FSKB) sowie dem Verband der Schweizerischen Gasindustrie (VSG) gegründet. Später kamen die Migros, Losinger Marazzi AG, Winkler Richard Naturgärten und Jardin Suisse als Träger hinzu. Wenn in den Anfangsjahren Firmengelände im Zentrum standen, wurden ab 2017 auch Schulareale zertifiziert und seit 2019 können auch Privatgärten das Zertifikat der Stiftung erhalten. Aktuell sind über 660 Firmen aus diversen Branchen, Abbaustellen, Wohnareale, Schulen und Privatgärten zertifiziert, insgesamt eine Naturfläche von rund 40 Mio. m2.
Hinter den Zertifizierungen steht die Vision und das Wissen darum, dass eine sorgfältige Einplanung von natürlichen Grünräumen in Wohn- und Industriegebieten sowie im öffentlichen Raum – d. h. Natur im Siedlungsraum – einen Mehrwert bedeutet. Die positive Wirkung bezieht sich nicht nur auf Natur und Artenvielfalt, sondern auch auf die Gesundheit, Ausgeglichenheit und Leistungsfähigkeit der Menschen. Dies ist auch im Trockenbiotop am Rosenweg zu spüren.