Autor: Rebecca Trachsel

Clean-Up-Day in Jegenstorf

Clean-Up-Day in Jegenstorf

Zum neunten Mal ist die Schweiz beim World Clean-Up-Day dabei, zum zweiten Mal ganz offiziell auch Jegenstorf.


Die Vorbereitung
Letztes Jahr kam es im allgemeinen Durcheinander mit immerhin drei Personen doch noch zustande. Wir hatten uns aber vorgenommen, es dieses Jahr besser zu koordinieren, früher zu informieren und breiter zu streuen (ausser natürlich den Müll selbst). In der September Ausgabe des Jegenstorfer veröffentlichten wir vom Forum eine Anzeige und haben zusätzlich am Stand vom 11. September beim Coop Flyer verteilt und im Gespräch mit Interessierten ganz klar eine erhöhte Wahrnehmung festgestellt.

Der Kontakt zum Werkhof
Auf Anfrage bei Herrn Sven Zink von der Bauverwaltung und Herrn Thomas Wälchli, Leiter Werkhof, bekamen wir die Erlaubnis, das Gesammelte gratis am gleichen Samstag beim Werkhof abzugeben und erhielten zwei Rollen 110L-Abfallsäcke, gespendet vom Werkhof, und drei Abfallklemmen zur Ausleihe. Kessel, Wägeli und Handschuhe brachte die Teilnehmenden selbst mit. Der Zweck der Petflasche und des wasserfesten Filzstifts war vielleicht ein Mysterium, war dann aber schnell erklärt. Herrn Wälchli haben wir um Hotspots gebeten und diese dann nach Wunsch und Mobilität in der Gruppe aufgeteilt.

Die Zigarettenstummel in der Petflasche
Um 9 Uhr am 18. September war es dann endlich soweit! 14 Leute, von Jung bis Alt, davon fünf Nichtmitglieder des Forum Jegenstorf, waren bereit, mit Leuchtwesten und Kübel ein Zeichen zu setzten, zu sammeln und im Verlauf auch auf Fragen der Bevölkerung einzugehen. Nach einer kurzen Einführung war dann auch der Zweck der Petflaschen geklärt: Zigarettenstummel. Allgegenwärtig, klein aber katastrophal (40 l Grundwasser verseucht ein Stummel mit seinen Giftstoffen, 40 l…. gemäss Artikel auf focus.de) Die Petflaschen brauchten wir, um die Stummel separat zu sammeln und dabei zu zählen und die Ziffer dann gut lesbar auf der Flasche festzuhalten. So einfach geht das, so klar ist es dann auch. 

Die «Truppe» in den Startlöchern…

Die Hotspots
Gewünschte Hotspots von Herrn Wälchli waren: Iffwil- und Zuzwilstrasse, Ballmoosstrasse bis Ausgang Wald, Bern- und Solothurnstrasse, das Areal um das Gyrisbergschulhaus bis Holzmühlestrasse, Vita Parcours, Neuholzweg bis Ende Wald via den Bauernhof von Familie Jost. Dazu kamen Hotspots, die die Teilnehmer selbst wahrgenommen hatten.

Der Abfall, der Abfall…
Nach 3 Stunden war klar: es hat Plastik, sehr viel Plastik von kleinsten Einzelverpackung bis zu Petflaschen und Sandwichbehältern, Fast Food scheint zum «aus den Augen aus dem Sinn-Brauchtum» anzuregen. Was aber ganz krass auffiel waren die Zigarettenstummel: sage und schreibe 4313 Stück kamen zusammen, will heissen dass damit 172’520 Liter Wasser kontaminiert wurden respektive dies teils verhindert wurde. Ganz klar wurde auch, dass viel Abfall bei Geschäften deponiert wird, sei es beim Warten in der Schlange oder beim Auto und dann auf dem Weg zur Arbeit von und zum Bahnhof. Sitzbänke scheinen ebenfalls ein kunterbuntes Abfallmagnet zu sein und dabei möchte Mensch doch verweilen, sich etwas ausruhen oder rege sozialen Kontakt geniessen. Es ist ja nicht so dass es dort keine Abfallkübel gibt. Nun könnte man sagen dass die betroffenen Geschäfte den Abfall auf ihrem Grundstück selbst aufräumen könnten (was sie bereits tun), die Wegmeister ja dazu angestellt sind und wir dafür ja auch zahlen ( das alles stimmt ) und wir unsere Abfallsäcke nicht nur auch bezahlen sondern dann auch noch möglichst Abfalltrennung tätigen sollen. All dies stimmt,  hängt ja auch mit unserem Verbrauch und Konsum zusammen. Wir wollen die Freiheit, selbst zu bestimmen und kaufen was wir wollen, uns verhalten wie es uns beliebt (mehr oder weniger jedenfalls), Verzicht ist für hypergrüne, emotionell-puristisch-sensibel eingestellte Individiuen. Mag sein. Tatsache ist aber dass wohl niemand seinen durch den Tag «verlorenen» Abfall am Abend im eigenen Bett wiederfinden möchte, sensibel hin oder her. Es gibt tausende Gespräche zum Thema Littering (zu Deutsch: Vermüllung), wer und wieso, wann und warum, alt oder jung oder nur jung? Ansässige oder Durchreisende, mit oder ohne Schweizerpass (in unserem Fall), gebildet oder eben nicht (was auch immer das heissen mag), Arbeiter oder Akademiker oder einfach nur die Blinden und Dummen? Eigentlich spielt all dies gar keine Rolle, führt auch nirgendwo hin weil es nur Annahmen und Projektionen sind. Selbtsvermüllung findet statt wenn wir uns vermeintlicherweise absondern, wir die einfachsten Zusammenhänge unseres Verhaltens ignorieren und munter weiter machen wie bisher. Können wir, kann man, ganz klar. Wir haben diese Freiheit. Mit Freiheit kommt aber auch Verantwortung übernehmen für das was wir in unsere Entscheidungsfreiheit für uns ganz persönlich in Anspruch nehmen oder genommen haben. Aber der Clean-Up Day hat zum Denken angeregt, einen Teil der gefühlten HIlflosigkeit beruhigt (weil nicht mehr so allein mit der Wahrnehmung) und physisch einen positiven Eindruck hinterlassen. Es ist nicht ein Marathon sondern ein Gegenstrom, eine sogenannte Grassroots-Bewegung, von unten nach oben und nicht ein Warten auf ein Zeichen von oben nach unten. und das fühlt sich schon sehr gut an!

Das Ergebnis in Reih und Glied…

Wir freuen uns auf den nächsten Einsatz und im Frühling 2022 auf den ersten Vormarsch gegen invasive Neophyten.

Der Dank
Herzlichen Dank Herrn Sven Zink von der Bauverwaltung Gemeinde Jegenstorf und Herrn Thomas Wälchli und seiner Truppe Wegmeister der Gemeinde Jegenstorf für die Zusammenarbeit und Mithilfe zum Gelingen des ersten grösseren Clean-Up Days in unserer Gemeinde!

Ankündigung der Aktion in Der Jegenstorfer 2021/3

Fruchtbaumholz für Wildbienen!

Fruchtbaumholz für Wildbienen!

Kurz vor dem Lockdown im März wurden in der Wiese oberhalb des VOI in Jegenstorf die letzten zwei alten Apfelbäume gefällt. Sie konnten den Stürmen nicht mehr standhalten und waren zu nahe an der Hauptstrasse als dass sie gefahrenlos umfallen konnten. Ich ging gleich zum Besitzer, Herrn Thomas Iseli, und fragte, ob ich vielleicht einen Stamm haben dürfte. Nicht nur durfte ich einen haben, er wurde mir sogar mit dem Traktor auf den Parkplatz am Römerweg geliefert. Als Dankeschön gab es die Infohefte über Wildbienen von wildbee.ch und Pralinés von der Bäckerei Grossenbacher für die Arbeit des Lehrlings.

Und dann kam der Lockdown. Ausser Frage, den Stamm mit Hilfe von ein paar starken Leuten an seinen Standort zu bringen. So lag er nun, auf dem Parkplatz, bewundert von einigen Nachbarn, der Plan erläutert und alle wunderten sich, wann es denn überhaupt möglich sein würde, Covid 19 rüttelt überall an Plänen, Ideen, Prioritäten und Verhaltensmustern.

Wo findet frau starke Menschen? In der Whatsapp-Gruppe «Amphibienrettung» natürlich! Innert kürzester Zeit meldeten sich genug Leute, um den Stamm am 25. Juli 2020 frühmorgens hinter das Haus zu zügeln. Mit Profi-Ratschlägen von Gustav König, Landschaftsgärtner und Allrounder was Renaturierung anbelangt, drei dicken Seilen und drei dicken Holzstangen sowie einer rollenden Plattform bewegten acht Freunde den Stamm, wie ehemals die Wikinger ihre Boote über Land, die letzten 20 Meter auf seinen neuen Standort.

Sonnig muss es sein, trocken soll es sein, geschützt und in Ruhe gelassen wollen es Wildbienen. Ich hatte zwei Elemente geplant. Natürlich den Apfebaum (Fruchtbaumholz ist weich genug so dass Wildbienen ihre Löcher auch ausnagen können, darum meine Freude über den Fund) aber auch eine Sandsteinkonstruktion und Sandlinse (ungewaschener Sand, am besten mit Lehmanteil) unter und rund um den Stamm, um für einige der immerhin 75 % Erdnister eine neue Heimat anzubieten. Den Sandstein durfte ich aus einer Schuttmulde in Fraubrunnen mitnehmen.

Et voilà! Jetzt nur warten und schauen, ob ich wirklich alle Brennesseln entfernt habe und dann bis im Oktober die neue Wildbienen-Station abschliessen. Ab nächsten Frühling werden wir sehen, ob es auch fruchtet und summt.

Ganz herzlichen Dank an Alle, die mithalfen, Material geschenkt haben und fragten, was es denn mit diesem Stamm so auf sich hat! Renaturieren ist wunderschön, lehrt uns viel und unglaublich schnell lebt auf, was vorher etwas eintönig daherkam. Mission B (von SRF) endet diesen Herbst aber die Impulse sind spürbar und werden hoffentlich noch viele Jahre und Generationen beschwingen und begeistern.

Für und mit dem Forum Jegenstorf
Rebecca Trachsel

Achtung Abfall?…

Achtung Abfall?…

Während der Amphibienrettungsaktion sammelten wir nicht nur Amphibien ein, sondern immer wieder auch Abfall. Strassenränder werden immer mehr (wieder) zu Abfallsammelstellen.


Inspiriert von anderen Schildern zum gleichen Thema beschlossen wir, am Strassenrand im Hambühlwald ein Mahnmal zu setzen. In Frage kamen zwei Parzellen, gleich am Eingang des Waldes (von Jegenstorf her rechts), die eine vor dem Parkplatz, die andere gleich danach. Da die Strasse eine Kantonsstrasse ist, brauchten wir nebst der Bewilligung des Parzellenbesitzers auch diejenige des Strasseninspektors Seeland.

Die Parzelle der Burgermeinde Grafenried entsprach der Anforderung, fünf Meter vom Strassenrand entfernt den Pfosten mit Schild und Ghüdermuster setzen zu dürfen. Die vorhergehende war zu schmal, wobei wir erfreulicherweise für beide Parzellen die Bewilligung des entsprechenden Besitzers erhielten!

Nach Abklärung und Bewilligung des Strasseninspektors, der die Info auch an die Kantonspolizei weiterleitete, haben wir am 8. Juni 2020 den Pfosten eingeschlagen, das Brett montiert und im Nu am Strassenrand genug Abfall eingesammelt, um die «Pracht» gleich zu nageln, buchstäblich und metaphorisch ausgedrückt.

Das Schild steht nun bis Ende Sommer dort und wenn es Erfolg hat, darf es nächstes Jahr wieder montiert werden.

Herrn Iseli von der Burgergemeinde Grafenried, Herrn Witschi vom Strasseninspektorat Seeland, der Bauverwaltung der Gemeinde Jegenstorf und Herrn Fritz Spring herzlichen Dank für die Zusagen, die Abklärungen und Informationen, die zum Gelingen geführt haben!

Bericht: Rebecca Trachsel
Fotos: Marianne König Setiadi