Trockenbiotop Rosenweg: Weiterbildung und Zertifizierung

Trockenbiotop Rosenweg: Weiterbildung und Zertifizierung

Bei einem Pflegeeinsatz Ende April 2021 wurden gleichzeitig verschiedene Anliegen erfüllt und verschiedene Organisationen einbezogen.


Etwas versteckt liegt in der Wohnsiedlung der Migros Pensionskasse am Rosenweg in Jegenstorf ein rund 2000 m2 grosses Trockenbiotop. Bereits seit 2016 organisiert das Forum Jegenstorf dort jährlich eine Schulung für Naturfachpersonen, die sich für die Leitung von Gruppeneinsätzen mit Zivildienstleistenden weiterbilden (vgl. den Bericht in Der Jegenstorfer 2/2017).
Dieses Jahr waren es zwei Frauen und ein Mann, die im Rahmen ihres Praktikums beim Naturnetz einen Tag lang am Rosenweg arbeiteten, unterstützt von drei Mitgliedern des Forum Jegenstorf.

Naturnetz.ch
Der Verein Naturnetz (www.naturnetz.ch, Schlieren ZH) setzt sich für die Natur ein – in der Natur-, Kultur- und Siedlungslandschaft. Es ist ein Dienstleistungsbetrieb, der ökologische Aufwertungen für verschiedene Auftraggeber (Kantone, Gemeinden, Private) durchführt, aber auch eigene gemeinnützige Arbeitseinsätze organisiert, die den Teilnehmenden ökologische Zusammenhänge aufzeigen. Für den regelmässigen Unterhalt von Naturschutzgebieten kommen Zivildienstleistendene zum Einsatz, wobei auch Praktikumsstellen für Naturfachleute angeboten werden, die sich für die Leitung von Naturschutzprojekten ausbilden.

Pflegearbeiten und Wissensvermittlung im Trockeniotop
Beim diesjährigen Einsatz am Rosenweg ging es darum, Neophyten wie Berufkraut und Goldruten zu jäten und junge Gehölze zu entfernen, die von umliegenden Birken und Feldahornen abgesamt hatten. Zudem wurden Rosmarinblättrige Weidenröschen angesiedelt, eine rosa blühende Pflanze, die typischerweise auf kiesigen Flächen wächst. Beat Haller vom Forum Jegenstorf leitete die Arbeiten an, gab fachliche Informationen und zeigte den Teilnehmenden Elemente, die das Leben und die Vielfalt eines Biotops ausmachen: der offene sandig-kiesige Boden, ein Asthaufen mit Totholzstämmen, ein kahler Erdhügel, an dessen senkrecht abgeschnittener Seite bodenbrütende Wildbienen ihre Nisthöhlen angelegt haben, ein wunderschönes Geflecktes Knabenkraut aus der Familie der Orchideen.


Ein zertifiziertes Naturareal
Auf einer Infotafel beim Biotop ist zu lesen:
«Das Trockenbiotop ist ein Lebensraum für viele vom Aussterben bedrohte Insekten- und Vogelarten und stellt in dicht besiedelten und landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten ein ökologisch wertvolles Ausgleichselement im Siedlungsraum dar.»

Die 1995 gegründete Stiftung «Natur und Wirtschaft» zeichnet solche Naturareale mit einem Zertifikat aus und sorgt so für deren nachhaltiges Bestehen. Auch das Rosenwegareal hat dieses Zertifikat erhalten – die vom Forum Jegenstorf organisierten Pflege- und Aufwertungsarbeiten dienen also nicht nur der Schulung der Naturfachleute, sondern sind auch eine Voraussetzung für die (Re-)Zertifizierung der Wohnsiedlung. Den zukünftigen Leitungspersonen wurde aufgezeigt, wie das von der Stiftung «Natur und Wirtschaft» zertifizierte Areal unterhalten werden muss.


Das Zertifikat «Natur & Wirtschaft»– auch für Privatgärten
Die Stiftung Natur und Wirtschaft (www.naturundwirtschaft.ch) wurde im Europäischen Naturschutzjahr 1995 vom Bundesamt für Umwelt BAFU, dem Fachverband der Schweizerischen Kies- und Betonindustrie (FSKB) sowie dem Verband der Schweizerischen Gasindustrie (VSG) gegründet. Später kamen die Migros, Losinger Marazzi AG, Winkler Richard Naturgärten und Jardin Suisse als Träger hinzu. Wenn in den Anfangsjahren Firmengelände im Zentrum standen, wurden ab 2017 auch Schulareale zertifiziert und seit 2019 können auch Privatgärten das Zertifikat der Stiftung erhalten. Aktuell sind über 660 Firmen aus diversen Branchen, Abbaustellen, Wohnareale, Schulen und Privatgärten zertifiziert, insgesamt eine Naturfläche von rund 40 Mio. m2.

Hinter den Zertifizierungen steht die Vision und das Wissen darum, dass eine sorgfältige Einplanung von natürlichen Grünräumen in Wohn- und Industriegebieten sowie im öffentlichen Raum – d. h. Natur im Siedlungsraum – einen Mehrwert bedeutet. Die positive Wirkung bezieht sich nicht nur auf Natur und Artenvielfalt, sondern auch auf die Gesundheit, Ausgeglichenheit und Leistungsfähigkeit der Menschen. Dies ist auch im Trockenbiotop am Rosenweg zu spüren.

Keine Kommentare mehr möglich.