Achtung Frosch! …

Achtung Frosch! …

…sowie Erdkröten, Berg- und Fadenmolche: Ein Rückblick auf die Amphibienlaichwanderung 2020

Niederschlag und Temperatur anfangs Jahr: Ein Rekord

Das neue Jahr 2020 begann mit Rekordtemperaturen. Auf der Alpennordseite war es regional der sonnigste Januar seit Messbeginn vor über 100 Jahren. In der ganzen Schweiz fiel im Januar sehr wenig Niederschlag. Und die (zu) milden Temperaturen gingen im Februar weiter. Im Flachland stieg die Februartemperatur deutlich über die bisherigen Rekordwerte, mit Tageshöchstwerten bis über 20 °C. Obwohl die ersten Wochen von 2020 sehr trocken waren hatte nicht nur die Vegetation fast ein Monat Vorsprung, sondern auch unsere Amphibien.

Frösche, Kröten und Molche wandern normalerweise gegen Ende Februar / anfangs März von ihren Überwinterungsgebieten bis zu den Laichgebieten, sobald im Frühling in feuchten Nächten die Temperaturen wenige Grad über der Nullgradgrenze liegen. Die in der Schweiz gefährdeten Amphibienarten legen auf ihrem Weg vom Überwinterungsgebiet zum Laichgewässer Strecken von mehreren hundert Metern bis hin zu einigen Kilometern zurück. Dabei sind sie vielfach gezwungen, Strassen zu überqueren, was sie oft mit ihrem Leben bezahlen. Dabei wird der Fortbestand dieser gesamtschweizerisch geschützten Tiere weiter gefährdet. Dank Amphibienzäunen, die am Strassenrand aufgestellt werden, können die Amphibien eingesammelt und sicher über die Strasse getragen werden.

Hindelbankstrasse beim Mooswald, Münchringen
Bild R. Blattner


Amphibienrettungsaktion 2020

Am 30. Januar 2020 organisierte das Forum Jegenstorf eine Infoveranstaltung für interessierte Helferinnen im KGH in Jegenstorf. Eingeladen wurde Sarah Althaus, Regionalvertreterin der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz (karch). Sarah präsentierte uns die wichtigsten Amphibienarten der beiden Zugstellen (Fraubrunnen – Hambüelwald und Münchringen – Hindelbankstrasse), die das Forum Jegenstorf mit Hilfe vieler freiwilliger Naturfreunde und -freundinnen betreut. Die Infoveranstaltung erlaubte uns auch, erste Kontakte mit den Betreuerinnen der Amphibienzugstellen in Deisswil zu knüpfen. Die Infoveranstaltung sowie ein Aufruf im «Jegenstorfer» (Ausgabe 2019/4) waren absolut erfolgreich: Insgesamt 35 Helferinnen (davon drei Familien mit Kindern) meldeten sich, um bei der Rettungsaktion 2020 mitzumachen.

Die milden Temperaturen anfangs Februar lösten bei den Amphibien die «Wanderlust» aus, ca. drei Wochen früher als normalerweise erwartet. Die ersten Amphibien (Grasfrösche und Erdkröten) wurden auf der Strecke zwischen Jegenstorf und Grafenried beim Hambüelwald schon Mitte Ferbuar überfahren, sodass bereits am 14. Februar 2020 von der Abteilung Naturförderung des Kantons Bern der Amphibienzaun eingerichtet wurde. Bei der Zugstelle an der Hindelbankstrasse in Münchringen startete die Betreuung des Amphibienzauns ein paar Tage später, nachdem die Umweltgruppe Hindelbank den Zaun am 17. Februar 2020 aufstellte. Ab diesem Moment wurden die eingegrabenen Kübel entlang des Zauns jeden Morgen und jeden Abend von unseren freiwilligen Helferinnen geleert und die Amphibien sicher über die Strasse transportiert. Aufgrund der sehr trockenen Tage ab Anfang April kam die Laichwanderung praktisch zum Erliegen. Die Zäune wurden deshalb weggeräumt, damit der Weg für die «Rückwanderer» vom Teich zurück in den Wald wieder frei wurde.

«Ein einzelnes Tier zu retten verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier»
(unbekannter Verfasser)

Mit der Tatsache, dass nicht alle Amphibien an unseren Zugstellen gerettet werden können, müssen wir leben. Immer wieder fanden die Helferinnen tote, überfahrene Tiere auf der Strasse, die doch ein freies Loch beim Zaun gefunden hatten, ihrem Instikt folgten und im falschen Moment über die Strasse wanderten. Immer wieder fuhren viele Autofahrer mit 80 km/h und mehr an uns vorbei, obwohl die «Achtung Frosch» – Strassenschilder auf die Amphibienlaichwanderung aufmerksam machten. Aber solche «Niederlagen» gehören dazu und sollten die Freude an den Erfolgen nicht schmälern.

Bei der Amphibienrettungsaktion 2020 wurden an der Zugstelle beim Hambüelwald insgesamt 789 Amphibien gerettet: 395 Bergmolche, 286 Fadenmolche, 74 Grasfrösche und 34 Erdkröten wurden sicher über die Strasse bis zu den Laichgebieten entlang der RBS-Bahnlinie getragen. Die Zahlen zeigen deutlich, dass der Lebensraum um den Hambüelwald für Molche sehr wichtig ist. Im Vergleich zu 2019 (insgesamt mehr als 1200) sind es ca. 35% gerettete Tiere weniger. Ein klarer Grund dafür ist nicht einfach zu nennen, es gibt auch bei den Amphibien jährliche Schwankungen, zum Beispiel aufgrund der Witterung. An dieser Zugstelle wurden während der Amphibienwanderung einige Holzereiarbeiten im Wald durchgeführt, was ein Grund für die tieferen Zahlen sein kann.

Bei der Zugstelle an der Hindelbankstrasse waren die Zahlen etwas bescheidener, was sicher darauf zurückzuführen ist, dass dieser Zaun deutlich weniger lang ist als beim Hambüelwald und dass ebenfalls Holzereiarbeiten im Mooswald während der Amphibienwanderung stattfanden. Hier wurden insgesamt 155 Amphibien (70 Bergmolche, 60 Erdkröten, 19 Grasfrösche und 6 Fadenmolche) über die Strasse bis zum Lindenhölzli (Münchringengrüebli) transportiert.

Die Rettungsaktion in Zahlen

Die untenstehenden Diagramme stellen die Amphibienrettungsaktion 2020 in Zahlen dar. Die meisten Funde beim Hambüelwald korrelieren gut mit den milden Temperaturen der Monate Februar und März: Die höchste Fundzahlen wurden an Tagen beobachtet, wo die Tagestieftstemperatur über der Nullgrenze lag. An diesen Tagen war es oft auch feucht. Am 12. März wurden die meisten Amphibien an einem einzelnen Tag gezählt: 165 Berg- und Fadenmolche. Die Diagramme zeigen, dass am Anfang der Wandersaison vor allem Grasfrösche und Erdkröten unterwegs waren, gefolgt etwas später von den Berg- und Fadenmolchen. Das entspricht dem «biologischen Rhythmus» dieser vier Amphibienarten.

Auch bei der Hindelbankstrasse korrelieren die Funde gut mit den Tagesminima über die Nullgrenze. Am 02. März wurden die meisten Amphibien gezählt (39). Jedoch ist hier zu bemerken, dass einige der Erdkröten, die an diesem Tag unterwegs waren, mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht bis zum Lindenhölzli (Münchringengrüebli) wollten, sondern lediglich vom Mooswald zum kleinen Wasserrückhaltebecken neben der Bahnlinie wanderten.

Das Forum bedankt sich nochmals bei allen Involvierten für ihre Einsätze an den Amphibienzäunen, ihr habt Grossartiges geleistet! Zudem gilt der Dank auch den Grundeigentümern für die Erlaubnis, den Amphibienzaun über mehrere Wochen aufzustellen, der karch und der Abteilung Naturförderung des Kantons Bern für die Organisation des nötigen Materials für die Amphibierettungsaktion, sowie der Umweltgruppe Hindelbank für die Unterstützung an der Hindelbankstrasse. Wir hätten gerne ein kleines Apéro organisiert, was aufgrund der aktuellen Lage verschoben werden muss. Wir hoffen, das Apéro für alle freiwilligen Helferinnen bald nachholen zu können!

Im Frühling 2021 planen wir erneut eine Amphibienrettungsaktion. Wir hoffen, dass viele Helfer*innen weiterhin mitmachen werden! Neue Interessierte können sich jederzeit beim Forum (kontakt@forumjegenstorf.ch)

Vielen Dank bereits jetzt für eure Unterstützung, wir freuen uns schon auf die Rettungsaktion 2021!

Bericht: Elisa Salaorni

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