Invasive Neophyten

Invasive Neophyten

Neophyten – das sind «Neue Pflanzen», die seit der Entdeckung Amerikas bei uns eingeführt wurden und z. T. verwildert sind. In der Schweiz gibt es rund 570 Arten, darunter viele, die unsere Pflanzenwelt bereichern und uns nützlich sind wie die Kartoffel oder der Nussbaum. 57 Neophyten gelten aber als invasiv oder potentiell invasiv. Dies sind gebietsfremde Pflanzen, die sich wegen fehlender natürlicher Feinde stark ausbreiten und so grosse Bestände erreichen, dass dadurch die biologische Vielfalt und die nachhaltige Gebietsnutzung beeinträchtigt sowie Mensch, Tier und Umwelt gefährdet werden können. Die seit 2008 geltende Freisetzungsverordnung (FrSV) des Bundes regelt den Umgang mit solchen Organismen. Auf der FrSV-Liste der verbotenen invasiven gebietsfremden Pflanzen (FrSV, Anhang 2), die nicht weiter verbreitet werden dürfen, figurieren u. a. die Amerikanischen Goldruten (Solidago spp.) mit drei Unterarten inkl. Hybriden. Ein weiterer invasiver Neophyt, der sich bei uns stark verbreitet, ist das Einjährige Berufkraut (Erigeron annuus).

Das Forum Jegenstorf setzt sich durch Sensibilisierung und Jätaktionen für die Eindämmung invasiver Neophyten ein. Seit 2024 besteht eine eigene Neophytengruppe, die von Juni bis Oktober Neophyten in der Gemeinde beseitigt: Infoflyer

Die Amerikanischen Goldruten
Diese dekorative, bis 250 cm hohe Pflanze mit ihren Rispen mit gelb leuchtenden Blüten ist auch bei uns verbreitet. Sie vermehrt sich effizient einerseits durch zahlreiche vom Wind verbreitete Samen (bis 20’000 pro Pflanze), anderseits durch unterirdische Ausläufer (Rhizome), aus denen immer wieder neue Pflanzen spriessen. Die Goldrute sondert zudem sog. allelopathische Substanzen ab, die das Wachstum anderer Pflanzen hemmen. Diesen wird zudem durch dichte Goldrutenbestände das zum Wachstum nötige Licht genommen. Auch bei der Bestäubung durch Insekten hat die Goldrute dank ihres grossen Nektar- und Pollenangebots einen Konkurrenzvorteil: Bienen und andere Insekten bestäuben bevorzugt die Goldrute und vernachlässigen die weniger ertragreichen einheimischen Blüten. Dadurch entstehen Lücken in der Pflanzenwelt, was in einem Dominoeffekt auch negative Auswirkungen auf die Tierwelt hat. Die Amerikanischen Goldruten besiedeln ausserdem Lebensräume, die einen hohen Schutzwert haben wie Trockenrasen, Feuchtgebiete und Ruderalflächen. Die Keimung lichtbedürftiger Pflanzenarten wird so verhindert.

Es ist also wichtig, Goldrutenbestände auch in Privatgärten zu beseitigen. Idealerweise werden die Pflanzen noch vor der Blüte im Mai/Juni spätestens aber vor der Samenbildung im Frühherbst mit dem Wurzelwerk ausgerissen. Das gerodete Material darf keinesfalls als Kompost deponiert werden, sondern ist in der Kehrichtverbrennung zu entsorgen.
Neophyten-Infoblatt von Info Flora zu den Amerikanischen Goldruten: Link

Das Einjährige Berufkraut
Neben der Goldrute verbreitet sich in unserer Gemeinde auch das Berufkraut (Einjähriges Berufkraut, Erigeron annuus) stark, insbesondere an Wegrändern und auf ungenutzten, freien Flächen, aber auch auf Wiesen und Weiden. Die Blüten gleichen denen der Kamille, von der sich das Berufkraut aber durch die ungeteilten lanzettförmigen Blätter, die behaart und grob gezähnt sind, unterscheidet. Mit seinen bis 50’000 Samen pro Pflanze, die auch ohne Bestäubung (vegetativ, asexuell) und auch noch von abgemähten Pflanzen gebildet werden, schafft sich das Berufkraut einen Konkurrenzvorteil gegenüber einheimischen Pflanzen. Ebenso durch Absonderung von Substanzen, die die Keimung und das Wachstum der Pflanzen in seiner Umgebung behindern. Das Berufkraut wird vom Vieh verschmäht und hat bei uns keine Schädlinge. Das Berufkraut muss also mitsamt den Wurzeln vor der Samenbildung gejätet und sofort in Säcken im Kehricht entsorgt werden. Informationen auf www.berufkraut.ch.
Neophyten-Infoblatt von Info Flora zum Berufkraut: Link

Weitere auf unserem Gemeindegebiet anzutreffende invasive Neophyten sind der Sommerflieder oder Schmetterlingsstrauch und der Kirschlorbeer. In der Schweiz führen ausserdem das Drüsige Springkraut, der Japanische Staudenknöterich und der Essibaum zu Problemen..

Helfen auch Sie mit, die Verbreitung dieser Neophyten zu stoppen, und halten Sie Ihre Umgebung frei davon!

Informationen zu Neophyten und Neozoen