Unterwegs für die Natur – die Filmemacherin im Interview
Über ein Jahr hinweg hat die Berner Filmemacherin Marlen Schmid die Aktivitäten des Forum Jegenstorf begleitet und dokumentiert. Der Film zeigt, wie sich Menschen gemeinsam gegen die Zerstörung der Natur und für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen einsetzen. |
Um was geht es im Film „Unterwegs für die Natur“?
Marlen Schmid: Es ist ein Porträt über das Forum Jegenstorf. Die Zuschauer:innen können ein Jahr erleben vom Winter bis in den Herbst und die Mitglieder vom Forum Jegenstorf auf ihren vielfältigen Natureinsätzen begleiten: Hecken pflanzen, Tümpel bauen, Abfall sammeln, Rehkitze und Amphibien retten usw. Der Film zeigt, was es für Möglichkeiten gibt, sich in einer Gemeinde für die Natur zu engagieren und was die Zusammenarbeit von Menschen bewirken kann.
Wieso wolltest du für das Forum Jegenstorf filmen?
Weil ich wichtig finde, was ihr tut und dies den Leuten zu zeigen. Ich mache mir viele Gedanken darüber, was ich beitragen kann, damit es in eine gute Richtung geht. Umweltthemen, Mitwelt und Nachhaltigkeit liegen mir am Herzen. Idealerweise kann der Film anstecken, bei euch oder in einer ähnlichen Organisation mitzumachen. Und auch zu sehen, wie man im Kleinen anfangen kann – einfach mal Zigarettenstummel einsammeln.
Wie ist es für dich, in der Natur zu filmen?
Ich bin mehr dem Wetter und den Umständen ausgesetzt als drinnen. Die Kamera sollte nicht nass werden. Wenn es windet, versteht man den Ton nicht mehr. Aber in der Natur ist es auch sehr inspirierend. Beim Dokumentarfilm ist es für mich spannend, offen zu sein und zu schauen, was schon da ist und mit der Kamera darauf zu reagieren. Der Zufall spielt eine grosse Rolle. Ihr trägt z. B. die Kleider, die ihr halt trägt oder das Wetter ist so, wie es eben ist.
Was ist dein Schwerpunkt als Filmemacherin?
Im Filmstudium habe ich den Fokus Kamera gewählt. Jetzt mache ich meistens Schnitt. Beim Filme-Schneiden arbeite ich oft mit meiner Intuition, das gefällt mir. Der Nachteil ist, dass ich viel Zeit vor dem Computer verbringe, deshalb ist es toll, wenn ich auch ab und zu rausgehen und z. B. für das Forum filmen kann. Ich glaube, dass es bei guten Filmen nicht auf die beste Technik ankommt, sondern darum geht eine Geschichte zu erzählen, die bewegt. So macht es für mich auch Sinn, statt dass alle Filmemacher:innen ihr eigenes Equipment anschaffen, mit unseren Ressourcen sparsam umzugehen und die Kamera zu teilen.
Was kann das Medium Film zu den Anliegen des Forum Jegenstorf beitragen?
Das Medium Film ist zugänglich. Ein Film hat mehrere Ebenen, Bild und Ton, so kann er mit verschiedenen Sinnen aufgenommen werden, mit den Augen, den Ohren. Mit der Kameraarbeit – wo schaut man hin, wie schaut man auf etwas – zeigt man immer eine Haltung. Ich denke, Menschen, Tiere, Pflanzen zu beobachten, löst etwas aus. Das ist meine Hoffnung.
Wie war die Zusammenarbeit mit dem Forum Jegenstorf?
Ich fand die Zusammenarbeit mit euch mega toll. Du hast dir ja rollend überlegt, was für den Film wichtig ist und wen wir noch für ein Interview anfragen könnten oder welche Einsätze spannend sind. Ich war auch sehr frei und fand es schön, wie mich die Leute filmen liessen und mir vertrauten. Ich weiss, dass es unangenehm sein kann gefilmt zu werden. Und es ist beeindruckend, wieviel Wissen in all den Mitgliedern der Forums steckt.
Ist etwas Besonderes passiert während den Filmarbeiten?
Beim Auslichten im Silberewald ist ein Bäumchen auf mich gefallen. Ich habe durch die Kamera geschaut und zu spät gemerkt, das kippt ja genau auf mich. (Sie lacht.) Und dann war auch ein berührender Moment, als wir die Rehkitzrettung filmten. Bei den Fröschen ist es ähnlich, die sind schutzlos wenn ein Auto kommt. Diese Begegnungen mit den Tieren, aber auch mit euch, die Mitglieder vom Verein kennenzulernen und immer wieder bei euren Einsätzen dabei zu sein, das war eigentlich für mich fast das Schönste.
Was sind deine Pläne für die Zukunft?
Ich möchte gerne bei grossen Dokumentarfilmproduktionen mitarbeiten. Geschichten erzählen, die ich relevant finde. Es gibt einen Überfluss an Bildern im Internet und mit den Handys, mit denen wir jederzeit alles filmen können. Da finde ich es wichtig, dass eine Geschichte etwas Neues beitragen kann, dass sie jenen eine Stimme gibt, die sonst weniger gehört werden oder keine Stimme haben – wie z. B. auch die Tiere und Pflanzen, die Natur. Genau – das ist eigentlich, was mich interessiert.
Die Fragen stellte Susanna König.
Das Interview erschien auch in Der Jegenstorfer 3/2024 (S.40-41)
Unterwegs für die Natur – Ein Blick auf das Forum Jegenstorf
Kamera und Schnitt: Marlen Schmid
2024, 20 Min., Dialekt mit deutschen Untertiteln
– Film anschauen
– Website von Marlen Schmid: https://www.marlenschmid.ch/