Ein besonderer Erfahrungsbericht
… über eine wundervolle Begegnung beim Zigarettenstummel-Sammeln |
Letzten Sonntag, beim Nordic-Walking in der Matte beim Schloss, fielen mir unzählige Zigarettenstummel auf, welche auf der Hauptstrasse und beim Bach hier in Jegenstorf auf dem Boden herumlagen. Ich beschloss, zu Hause meinen Gripper und Kübel zu holen, um sie einzusammeln.
Bei der Kirche fing ich an zu sammeln, und bis zum Löwen hatte ich schon 30 Stummel gefunden. Bis zum Bahnhof kamen nochmals 20 dazu.
Und hier beginnt die Geschichte, welche ich erzählen möchte: Vertieft ins Stummel-Einsammeln, ging ich auf dem Naturweg dem Bach entlang, als plötzlich ein sympathischer junger Mann neben mir stand und mich fragte, was ich mache. Beim Anblick der Stummel in meinem Kübel fand er, diese seien «gruusig».
Auf meine Frage hin meinte er «Nein, ich rauche nicht» und zeigte mir «hier, dort, und dort oben» weitere Stummel – und sammelte sie gleich für mich ein! Ich erfuhr, dass er eine Lehre in Zollikofen macht, und dass ihn die Hässlichkeit der Verschmutzung hier betroffen machte.
Beim Löwen angelangt, gab ich ihm den Gripper und hielt den Kübel für die Stummel, die er einsammelte. Die ganze Zeit über plauderten wir und sprachen über allerlei. Es war eine angeregte und interessante Unterhaltung, und die Stimmung war wunderbar friedlich.
Auf meine Frage, wer seiner Meinung nach die meisten Stummel auf den Boden werfe, meinte er ohne Zögern ganz leise: «Die Jungen. Sie finden es cool».
Vertieft in unser Gespräch kamen wir bei der Post an, da sagte er plötzlich: «Oh, da kommt ein Auto, mein Vater!» Das Auto hielt an, das Fenster öffnete sich und der Vater fragte «Wann kommst du nach Hause?» «Bald, wir müssen hier noch etwas fertig machen» war die Antwort des jungen Mannes. Auf dem Rücksitz des Autos sah ich einen Buben mit dunklem Kraushaar, der lachend aus dem Fenster schaute – sein jüngerer Bruder.
Ich sagte «Ich bin Mary, wie heisst du?», worauf er mir die Hand gab und erwiderte «Ich heisse L.».
«Was du heute gemacht hast, ist so rührend und schön!» sagte ich, «ich bedanke mich im Namen des Forum Jegenstorf. Ihr findet das Forum online, da könnt ihr schauen, was wir machen».
«L., wenn du lernen möchtest, Klavier zu spielen, kannst du zu mir kommen. Ich würde dir Stunden geben!», sagte ich zu ihm. Er lachte und meinte «Leider habe ich keine Zeit dafür, ich treibe Sport und trainiere. Aber ich würde schon gerne lernen, Klavier zu spielen!»
Unterdessen hatten wir über 85 Zigarettenstummel gesammelt. Auf seine Frage hin, wo ich lebe, überquerten wir die Strasse zur Kirche hinüber und kamen zum Weg zu meinem Haus. Ich zeigte es ihm, und er sagte «oh, das ist cool!»
Beim Abschiednehmen gratulierte ich ihm nochmals und sagte, ich hoffe, dass er online beim Forum hereinschauen werde. In meiner Tasche fand ich einen kleinen verschliessbaren Aschenbecher, den ich ihm gab und der ihm sehr gefiel.
Was mich berührte, war die Spontaneität und das Interesse dieses jungen Mannes, und ich fragte mich, wie viele andere jungen Menschen für eine solche Erfahrung offen wären?
Tags darauf kam meine Tochter mit einem schönen alten Rosenstock, den wir in den Garten pflanzten. Der Rosenstock heisst jetzt «L».
Es war für mich eine herzerwärmende Erfahrung, mich mit einem jungen Menschen auszutauschen, welcher sich die Zeit nahm und die Geduld, mit einer alten Dame zu verweilen, die er nicht einmal kannte. Er kam, blieb, beteiligte sich und teilte. Ich gratuliere seiner Familie für die Entwicklung dieses jungen Mannes in seinem Leben und hoffe sehr, dass wir uns wieder einmal begegnen. Unsere Begegnung dauerte nicht viel mehr als etwa 20 Minuten! Es war für mich ein spannendes Erlebnis, und ich danke L. und seiner Familie von Herzen!
Dem Forum wünsche ich alles Gute und viel Glück!